Utah II
To crowded - Etwas widerwillig verlassen wir unseren ersten Canyon. Das nächste Ziel, die «Freizeithauptstadt» (laut Eigenwerbung) Moab. Die Autobahn die uns hinbringt, fast schon malerisch schön.Von Moab lassen sich die beiden Nationalparks Arches und Canyonlands besuchen. Ausserdem sind alle Arten Adrenalin-Kicks käuflich erwerblich. Von Mountainbike-Trips, über River Rafting bis zu Quad-Touren.
Wieder steht ein schönes Wochenende vor der Tür und dementsprechend viele Touristen, vor allem amerikanische, finden sich in der Umgebung. Als wir nach Moab hineinfahren, trifft uns beinahe der Schlag und wir überlegen schon fast wieder umzudrehen. Aber erst einmal Ruhe bewahren!
Alles kommt gut - Wir steuern eine Laundry an und wundern uns über den Töfffahrer, der uns selbst hierhin folgt. Kurz darauf lernen wir auch schon Reto, einen ausgewanderten Schweizer kennen. Als Pistenbully-Fahrer ist er nach Colorado gekommen, nun verkauft er hochwertige Holzböden, die dem extremen Klima dort (sehr nasse Sommer, sehr trockene Winter) gewachsen sind. Moab, sei so etwas wie das Tessin und alle würden sie hier ein, vielleicht letztes, schönes Wochenende vor dem langen Winter verbringen. Ach so. Wir geniessen den Schwatz und lassen uns von seiner Begeisterung für die Region anstecken. Als wir, Laundry-Wifi sei Dank, dann auch noch lesen, dass Veronika und Michael in der Region sind und auf ihrem Campsite gar Platz haben für uns, sind wir wieder frohen Mutes.
Schnell noch alle Vorräte auffüllen, eine Unterhaltung mit brasilianischen Overlandern (
Reisegefährten - Wir freuen uns sehr unsere Reisegefährten wieder einmal zu sehen! Seit unserem letzten Treffen haben wir beide viel erlebt und so mehr als genug Gesprächsstoff für den ganzen Abend. Zwischen Bier und Chips zaubert Veronika noch schnell ein Chili con Carne, während die Abendsonne die roten Felsen zum Glühen bringt. Wir schmieden Pläne und plaudern, bis die Sterne funkeln.
Am nächsten Morgen ein gemütliches Sonntags-Zmorge, derweilen sich die ersten bereits um unseren Platz bemühen (wir hätten ihn doch verkaufen sollen!). Wir lassen uns dennoch Zeit und verabschieden uns dann wieder einmal. Auf bald!
Vom Reiseleben - Eigentlich wollen wir zuerst den Arches NP besuchen. Der vielen Menschen wegen, entscheiden wir uns aber, dem etwas weniger populären Canyonlands NP den Vorzug zu geben. Eine gute Entscheidung!
Auch in diesem Park bemühen wir uns als erstes um einen Schlafplatz. Auch hier sind die Sites auf dem Camping schnell vergeben, doch wir haben Glück. Eigentlich stehen wir ja lieber frei in der Natur, gerade da wo es uns am besten gefällt. In den Nationalparks ist dies aber nicht immer so einfach und wir haben gemerkt, dass es uns je nach dem auch günstiger kommt. Fahren wir nämlich mehrmals hinein und hinaus in einen Park, sind dies meist auch viele Kilometer. Da können wir uns gerade so gut einen der Einfach - Campingplätze leisten - und etwas Diesel sparen.
So richten wir uns für zwei Tage ein und wählen die frühen Morgen- und Abendstunden für Hikes. Die noch immer heissen Mittagsstunden verbringen wir auf dem leeren Camping. Wir backen Dinkelzöpfe, arbeiten in unserem Outdoor-Büro und begutachten das Equipment unserer Nachbarn. Für den Wochenendtrip haben sie den halben Hausstand dabei. Nicht einmal der Gasgrill durfte fehlen ;)
Erlebnisse - Der Blick über den «Green River» im Licht der untergehenden Sonne gefällt und auch unseren ersten «Arch», den Mesa Arch, bewundern wir gebührend. Japanische Vielknipser hin oder her. Beim Trailhead zum «Uphealf Dome» lernen wir Ruth und Peter kennen, langjährige Weltreisende aus dem Aargau, unterwegs mit Lastwagen und Töff. Auch sie haben für den Winter das Ziel «Mexiko».
Fast noch besser, als der Canyonlands NP gefällt uns der Dead Horse Point State Park, gleich nebenan. Hier wurde die finale Szene von «Thelma und Louise» gedreht. Ja genau, die dramatische Szene, als sie mit ihrem Cabrio den Canyon hinunter in die ewige Freiheit fahren.
Auf dem «Rim Trail» wandern wir dem Canyonrand entlang und werfen immer wieder Blicke nach unten. Hier schlängelt sich der Colorado River durch den roten Felsen, im Hintergrund der Canyonlands NP und in der Ferne die La Sal Mountains. Bis zum Eindunkeln sind wir unterwegs und treffen auf fast keine anderen Wanderer.
Nationalpark Nr.5 - Das Wochenende ist vorbei, die Besucher spürbar weniger, wir machen uns auf in den Arches NP. Eigentlich wollen wir den einzigen und fast immer ausgebuchten, Camping ansteuern. Das fotogene Morgenlicht und die Gesteinsformationen wie aus einer anderen Welt, halten uns aber davon ab. Wir legen ein paar Stopps ein und werfen erste Blicke auf den «Delicate Arch» und den «Balanced Rock». Dann fahren wir ans Ende des Parks. Hier befindet sich der «Devils Garden» und direkt daneben der begehrte Campingplatz. Die meisten Plätze können Monate im Voraus per Internet reserviert werden, nur ein paar wenige gehen nach dem «First come, first serve»- Prinzip weg.
Ohne grosse Hoffnungen fahren wir dennoch hin und sehen gerade wie die Camp-Hostess das «Full-Schild» umdreht. Ja, es gäbe Platz meint die Dame und sie würde uns Nr.20 geben, dieser habe eine besonders schöne Aussicht. Was für ein Glück wir haben!
Wanderlust - In den kommenden Tagen (wir konnten den Platz sogar verlängern) erwandern wir den Park ausgiebig. Gesteinsformationen in Form von Bögen, Nadeln und Fenster wollen entdeckt werden, je nach Lichtverhältnissen in immer wieder anderen Farben.
Im «Garden of Eden» schauen wir durch natürliche Fenster, «Fiery Furnance» bestaunen wir in der Abendsonne. Das Gestein so rot, dass es fast unwirklich ist. Der Aufstieg zum «Delicate Arch» ist schweisstreibend, der Blick von oben aber umwerfend. Der «Landscape Arch» ist fragile 88,4 Meter lang und besonders eindrücklich. Auch, weil wir frühmorgens fast ganz alleine da sind. Die Reisegruppe mit «Plastikbeutel-mit-Name-um-den-Hals-behängten-Mitglieder» kommt uns zum Glück erst auf dem Rückweg entgegen.
Im «Devils Garden» schliesslich wagen wir kleinere Klettereien und erklimmen den «Partition Arch». Ganz zuoberst schmeckt das mitgebrachte Müesli besonders, derweilen der Tag langsam erwacht.
Weiter geht’s - Nach zweieinhalb Tagen verlassen wir den Park. Moab wieder als «Versorgungsstation» und weiter Richtung Süden. Für den «Newspaper Rock» machen wir nochmals einen Abstecher in den Canyonlands NP. Die Petroglyphen sind hier an einem Felsen besonders zahlreich vorhanden. Die Geschichten, die sie erzählen, lassen sich erahnen. Fast wie Zeitung lesen.
Flexibel bleiben - In Monticello besuchen wir das Visitor Center und unsere Pläne werden wieder einmal komplett über den Haufen geworfen. Schuld sind die kurllige Dame im Visitor Center, die uns in den höchsten Tönen von einer Strasse und einem State Park vorschwärmt und ein vielgereister Kanadier, der uns in unserer Absicht, einen Abstecher nach New Mexiko zu machen, bestärkt.
Somit fahren wir auf dem 95-er Richtung «Natural Bridges NM», stoppen aber unterwegs um die «Westwater Ruins» zu sehen. Wie Adlerhorste kleben die einstigen Häuser der Anasazi-Indianer auf den Felsen, zu erreichen nur über meterhohe Leitern.
Die natürlichen Brücken im National Monument schauen wir ganz «america-like» an. Von verschiedenen Aussichtspunkten, erreichbar mit dem Auto. Der Blick von unten wäre bestimmt eindrücklicher. Aber für den steilen Abstieg in den Canyon ist es uns zu heiss.
Über Spitzkehren ins Navajoland - Dann kommt sie, die Strasse, die uns empfohlen wurde; «Moki Dugway». Über mehrere Spitzkehren bringt sie uns auf eine Ebene, die roten Felsen des Monument Valley im Hintergrund. Dieses können wir anfangs fast gar nicht wahrnehmen. Wir fahren gegen die Sonne und diese blendet uns so sehr, dass nur gleissendes Licht zu sehen ist. Erst als wir zurück, Richtung «Gooseneck State Park» fahren, zeigt es sein typisches Rot. Schön zwar, aber auch weit weg. Strassen, Häuser und Zäune zwischen den Felsen. Das sah doch auf den bekannten Bildern ein wenig anderst aus?! Vermutlich müssten wir den Eintritt bezahlen und das von Navajo-Indianern verwaltete Hinterland erkunden. Aber es ist schon spät, der Tag verabschiedet sich bereits, also lassen wir’s bleiben.
Wir sinnieren ein wenig. Nicht zum ersten Mal, enttäuscht uns der Blick auf ein sogenanntes «Must-see», wie es das Monument Valley zweifelsohne ist. Liegt es daran, dass man mit einer genauen Vorstellung hinkommt, die Bilder schon im Kopf sind und so wenig Spielraum für eigenes Entdecken, für eigene Blickwinkel bleibt? Vielleicht. Nicht selten aber auch ausschlaggebend, der erste Eindruck, die Lichtstimmung, die eigene Gemütsverfassung.
Bis wir im Gooseneck State Park sind, ist es dunkle Nacht. Den atemberaubenden Blick auf den geschlungenen San Juan River können wir erst am nächsten Morgen geniessen. Gestärkt kann es weiter gehen, nach…
New Mexiko!
Rene Mehmann
2014-11-24 21:48:23
Aloha Wunderbare und prächtige Fotos, erneut ein facettenreicher Bericht. Merci vehlmohl. Wo genau fuhren Thelma und Louise ins ewige Glück? Sind die Wanderwege jeweils so gut beschrieben wie in der Schweiz oder müsst ihr Euch die Wege selbst suchen und mit dem Handy navigieren. Wir geniessen auch in der Schweiz den Nebel im Reusstal. Ab und zu sehen wir ein prächtiges Nebelmeer. Weiterhin gute Reise und viel Vergnügen. Herzliche Grüsse Rene Mehmann/Papi
Yvi
2014-11-27 15:11:31
Liebste Auswanderer. Nun melde ich mich auch einmal direkt auf einen Bericht. Die letzten haben mich wirklich umso mehr begeistert: Diese Seite der USA kenne ich bis jetzt leider noch nicht und ihr habt den Wunsch in mir, dies zu sehen, mit Euren Berichten und Fotos soeben massiv vergrössert. Die Bilder resp. auch die Landschaft gehören zum besten was ich bis jetzt gesehen habe - wie schön muss es in echt gewesen sein! Ich habe mir jeweils vorgestellt, wie ich in dieser tollen Landschaften stundenlang hätte laufen können. Bald, bald lässt sich das hoffentlich erleben. Ich wünsche Euch noch schöne + erlebnisreiche letzte Tage in den US + A und freue mich auf weitere Lebenszeichen. Vaya con dios!